Alles änderte sich im Jahr 2001 mit einem Besuch in Hamburgs ältesten, noch existierenden Szeneladen für ungeschnittenes Filmvergnügen aus aller Welt. Ich war gerade frische 18 Jahre jung, als ich Venal Virulent besucht hatte. Ich kann euch leider nicht mehr genau sagen, wegen welchen Film ich damals dort war, aber ich weiß das ich begeistert war. All die ungeschnittenen Perlen die VV Video im Angebote hatte, es war schon ein kleines Erlebnis an diesem Tag gewesen. Ich möchte an dieser Stelle kurz anmerken, dass ich seinerzeit war schon den einen oder anderen asiaitischen Film gesehen hatte, auch welche der etwas härteren Gangart – damals habe ich noch in unmittelbarer Nähe bei einer Videothek gejobbt – aber zuvor noch nichts wie das, was meine Leidenschaft zum asiatischen Film stärken und mich Schluss endlich in seinen Bann ziehen würde.

Es entwickelte sich eine gewisse Freundschaft zu den Betreibern von Venal Virulent und an einen dieser Tage, an denen in zu Besuch im zweiten Laden war, habe ich eine VHS bekommen. Es war ein Tape vom Japan Shock Video aus den Niederlande und dabei handelte es sich um den Film Tokugawa onna keibatsu-shi aus dem Jahre 1968. Dieser Film hatte mich wiklich gleichermaßen schockiert wie auch fasziniert. Dieses cineastische Erlebnis aus historischen Drama, einer frühen Version vom Rape´n´Revenge Film und einer, vermutlich ungewollten humoristischen Nebenwirkung durch eine fremdlich wirkende Darbietung der schauspielerischen Leistungen, war für mich der Beginn einer Reise in die fernen, so skurilen und doch unterhaltsamen und aufregenden asiatischen Filmwelten. Japan Shock Video wurde so etwas, wie mein Begleiter und ich habe das Programm des niederländischen Labels wahrlich verschlungen. Mit der Zeit hat man sich mehr und mehr Wissen angeeignet, dass die Herren von VV Video daran maßgeblich beteiligt waren, brauche ich wohl nicht noch erwähnen, oder? Nun, immer intensiver richtete sich mein Blick auch auf Versionen, direkt aus den asiaitischen Ländern. Das seinerzeit noch junge DVD Format (Sic!) ermöglichte dieses ganz gut, wenn auch für heutige Verhältnisse zu nicht mehr nachvollziehbare Preise. Ja, da hat eine japanische DVD schon mal 69 Euro gekostet. Doch nicht nur Japan überzeugte durch abgefuckte und durchgeknallte Perlen, auch aus Hongkong oder Südkorea kamen Filme, die bis heute Kultstatus besitzen und zweifelsohne die Zeit überdauern werden.

Die Jahre vergingen und in all der Zeit habe ich viele Filme gesehen, vielleicht sogar zu viel aber gut. Es kam irgendwann der Punkt an dem Veränderungen im Leben passieren mussten. Durch geglückte wie auch gescheiterte Prozesse im persönlichen und beruflichen Werdegang, habe ich mich dazu entschieden gehabt, mich selbst neu aufzustellen. Außerdem empfand bzw. entwickelte ich, durch die negativen Punkte in den Werdegängen auch ein Desinteresse gegenüber den eigentlich doch so heiß geliebten Filmwelten. Es war also Zeit für einen Umbruch und ich konzentrierte mich auf neue berufliche Wege. Kurz und knapp, ich hatte die Schnauze voll und sehnte mich nach Veränderungen und Abstand von allem. Die Sammlung wurde also in Kisten verstaut und auf dem Dachboden archiviert. Auf Wiedersehen kontroverse und fantastische Filmwelten, es hat mir Spaß gemacht.

Die Jahre vergingen, die Zeit blieb nicht stehen und die eigene Entwicklung formte einen anderen Menschen. Etwas melodramatisch aber so war es halt…

Wisst ihr, als ich diese Zeilen verfasst hatte, sind zwischenzeitlich nun schon 21 Jahre seit dem ersten Besuch bei Venal Virulent vergangen. Inzwischen habe ich erfolgreich Fuß in der IT Branche gefasst, bin glücklich verheiratet und Vater von mehreren Kindern, auch ging ich in all den Jahren weiterhin gerne in asiatische Restaurants. Ich kann also sagen, ich bin zufrieden und glücklich. Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie war ich dann gezwungen im Home Office zu arbeiten und irgendwann kommt der Punkt, an dem man das Internet neben der regulären Arbeit leer gelesen hat und nicht wirklich weiß, was man machen soll. Irgendwie arbeite ich im Home Office schneller als wie im Büro. Egal, weiter im Text. Ich bin dann irgendwann über meine alte VHS und DVD Sammlung gestolpert, wie praktisch, die Zeit für den einen oder anderen Film nebenbei, war ja gegeben und warum nicht mal den alten Kram anschauen? Es war irgendwie verrückt, so viele Jahre habe ich mir Filme wie Untold Story, Battle Royale, Red to Kill, Brother, oder Men Behind The Sun nicht mehr angesehen und dennoch waren sie mir so vertraut. Und auf einmal war da noch mehr, mich hat es wieder gepackt. Nach all den Jahren habe ich wieder Lust am kontroversen Film gefunden. Versteht mich nicht falsch, ich habe natürlich in all den Jahren auch Filme gesehen, dabei handelte es sich aber eher um gängiges Kino aus Hollywood und dergleichen.

Nachdem sich die wiedergefundene Leidenschaft neu entfacht hatte, habe ich mich in den Weiten der Internet auf die Suche begeben. Nach Labelseiten, Onlinemagazinen und diversen anderen Adressen, die ich von damals her noch in Erinnerung hatte. Wenig verwundert musste ich feststellen, dass vieler der alten Ziele nur noch über Archive.org zu finden sind. Sprich, sie sind Geschichte. Natürlich nicht alle und so habe ich mich erst einmal ausgiebig in einem Auktionshaus umgeschaut – irre, ich wusste sogar noch mein Kennwort, das Internet vergisst eben nichts ^^, und habe sehr schnell feststellen müssen, dass die Veröffentlichungspolitik vieler Labels inzwischen auf Mediabooks aufbaut und dies nicht immer eine günstige Angelegenheit darstellt. Nun ja, irgendwas ist bekanntlich immer und so wurde diese Entwicklung etwas mürrisch akzeptiert. Nun sollte es aber losgehen und ich wollte die Sammlung wieder mit neuen Leben füllen, immerhin war ich teilweise schon echt begeistert, was einfrige Labels so qualitativ zu Stande bekommen und aus dem alten Material herausgeholt haben. Die erste Einkaufsliste war geschrieben aber noch viel wichtiger war, ich habe mich dazu entschieden der Vergangenheit einen Besuch abzustatten. Genau, ab zu Venal Virulent in die alte Heimatstadt Hamburg. Ich war mir Anfangs allerdings nicht sicher ob es den Kultladen noch geben würde, also wurde kurz recherchiert und siehe da, die Pforten zum unterschlagenen Filmvergnügen sind noch immer offen.

Ein paar Monate später habe ich es dann endlich geschafft, es war ein angenehmer Frühlingstag, das Auto war vollgetankt und ich habe mich auf den Weg nach Hamburg gemacht. Ich gebe es zu, es war schon mit einer guten Portion an Aufregung verbunden, immerhin sind fast zwei Jahrzehnte vergangen, seit dem ich mich in mein neues Leben verabschiedet hatte. Dann war es so weit, die Tür zu VV Video öffente sich und mein Blick steuerte prompt in Richtung Kassenbereich… jupp, da saß Selle und es war irgendwie ein ruhiges und doch vertrautes Wiedersehen, ha, ha.

Im Hier und Jetzt angekommen, habe ich neues Blut geleckt, meine alte Liebe zum kontroversen und unterschlagenen Film entdeckt und im Fall dieser Seite eben zum asiatischen Film. Aber warum ausgerechnet eine Seite und dann doch irgendwie so Retro? Nun ja, ich bin ein Kind der Neunziger und Film- und Computerfreak der mit Seiten wie Giga.de und Wicked-Vision.com aufgewachsen ist. Mein Herz schlägt für das alte Internetgefühl der 90er und Anfang der 2000er Jahre, aus diesem Grund wollte ich eine Seite mit modernen Mittel im alten Stil erschaffen, ein Community in Leben rufen, die vielleicht dem Feeling der alten Tage gleichkommt. Ob es gelingt? Das werden wir sehen, die Zeit bietet die Möglichkeiten und wenn Ihr auch Lust darauf habt, dann würde ich mich freuen wenn Ihr mithelfen möchtet.

Die Geschichte wird fortgesetzt, das Feuer für den Film lodert wieder…

Beste Grüße
André
(Stand 2023)

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